Das alte Sittengedicht/ der erste Teil des Hávamál.
| Original | Simrock/ Genzmer | ||
| 1 | Gáttir allar, áðr gangi fram, um skoðask skyli, um skyggnast skyli, því at óvíst er at vita, hvar óvinir sitja á fleti fyrir. |
Der Ausgänge halber bevor du eingehst Stelle dich sicher, Denn ungewiss ist, wo Widersacher Im Hause halten. |
Nach allen Türen, eh ein man tritt, soll sorglich man sehn, soll scharf man schaun: nicht weißt du gewiss, ob nicht weilt ein Feind auf der Diele vor dir. |
| 2 | Gefendr heilir! Gestr er inn kominn, hvar skal sitja sjá? Mjök er bráðr, sá er á bröndum skal síns of freista frama. |
Heil dem Geber! der Gast ist gekommen: Wo soll er sitzen? Athemlos ist, der unterwegs Sein Geschäft besorgen soll. |
Heil den Gebern! Ein Gast trat ein. Sagt, wo er sitzen soll! Nicht behaglich hat’s, wer auf dem Holz sein Glück versuchen soll. |
| 3 | Elds er þörf, þeims inn er kominn ok á kné kalinn; matar ok váða er manni þörf, þeim er hefr um fjall farit. |
Wärme wünscht der vom Wege kommt Mit erkaltetem Knie; Mit Kost und Kleidern erquicke den Wandrer, Der über Felsen fuhr. |
Feuer braucht, wer fernher kam, an den Knieen kalt; Gewand und Speise der Wanderer braucht, der übers Hochland hinzog. |
| 4 | Vatns er þörf, þeim er til verðar kemr, þerru ok þjóðlaðar, góðs of æðis, ef sér geta mætti, orðs ok endrþögu. |
Waßer bedarf, der Bewirthung sucht, Ein Handtuch und holde Nöthigung. Mit guter Begegnung erlangt man vom Gaste Wort und Wiedervergeltung. |
Wasser braucht, wer zur Bewirtung kommt, [1] Tischgruß und Trockentuch, [2] gute Meinung, wenn’s vergönnt ihm wird, Antwort und Aufhorchen. |
| 5 | Vits er þörf, þeim er víða ratar; dælt er heima hvat; at augabragði verðr, sá er ekki kann ok með snotrum sitr. |
Witz bedarf man auf weiter Reise; Daheim hat man Nachsicht. Zum Augengespött wird der Unwißende, Der bei Sinnigen sitzt. |
Witz braucht, wer weithin zieht: daheim behilft man sich! Augenzwinkern der Unkluge weckt, der bei Besonnenen sitzt. |
| 6 | At hyggjandi sinni skyli-t maðr hræsinn vera, heldr gætinn at geði; þá er horskr ok þögull kemr heimisgarða til, sjaldan verðr víti vörum, því at óbrigðra vin fær maðr aldregi en mannvit mikit. |
Doch steife sich Niemand auf seinen Verstand, Acht hab er immer. Wer klug und wortkarg zum Wirthe kommt Schadet sich selten: Denn festern Freund als kluge Vorsicht Mag der Mann nicht haben. |
Mit seinem Verstand soll man stolz nicht prahlen, Vorsicht befolge man; wer weise schweigend zur Wohnstätte kommt – nicht triff Unglück den Achtsamen. |
| 7 | Inn vari gestr, er til verðar kemr, þunnu hljóði þegir, eyrum hlýðir, en augum skoðar; svá nýsisk fróðra hverr fyrir. |
Vorsichtiger Mann, der zum Male kommt, Schweigt lauschend still. Mit Ohren horcht er, mit Augen späht er Und forscht zuvor verständig. |
Der Achtsame, der zum Essen kommt, horcht schaft und schweigt; die Ohren spitzt er, mit den Augen späht er: der Besonnene sichert sich. |
| 8 | Hinn er sæll, er sér of getr lof ok líknstafi; ódælla er við þat, er maðr eiga skal annars brjóstum í. |
Selig ist, der sich erwirbt Lob und guten Leumund. Unser Eigentum ist doch ungewiss In des Andern Brust. |
Der ist glücklich, der Gunst und Achtung sich zu erwerben weiß: unsicher ist, was in des andern Brust man besitzen soll. |
| 9 | Sá er sæll, er sjalfr of á lof ok vit, meðan lifir; því at ill ráð hefr maðr oft þegit annars brjóstum ór. |
Selig ist, wer selbst sich mag Im Leben löblich rathen, Denn übler Rath wird oft dem Mann Aus des Andern Brust. |
Glücklich ist, wer sein ganzes Leben Achtung und einsicht hat; denn übel ist der Rat, den aus des andern Brust man häufig erhält. |
| 10 | Byrði betri berr-at maðr brautu at en sé mannvit mikit; auði betra þykkir þat í ókunnum stað; slíkt er válaðs vera. |
Nicht beßre Bürde bringt man auf Reisen Als Wißen und Weisheit. So frommt das Gold in der Fremde nicht, In der Noth ist nichts so nütze. |
Wertere Last trägt auf dem Weg man nie als starken Verstand: er frommt dir mehr in der Fremde als Gold; er ist des Hilflosen Hort. |
| 11 | Byrði betri berr-at maðr brautu at en sé mannvit mikit; vegnest verra vegr-a hann velli at en sé ofdrykkja öls. |
Nicht üblern Begleiter giebt es auf Reisen Als Betrunkenheit ist, Und nicht so gut als Mancher glaubt Ist Äl den Erdensöhnen, Denn um so minder je mehr man trinkt Hat man seiner Sinne Macht. |
Wertere Last trägt auf dem Weg man nie als starken Verstand; schlimmeren Vorrat nimmt auf die Fahrt man nie als Ältrunks Übermaß |
| 12 | Er-a svá gótt sem gótt kveða öl alda sona, því at færa veit, er fleira drekkr síns til geðs gumi. |
Der Vergeßenheit Reiher überrauscht Gelage Und stiehlt die Besinnung. Des Vogels Gefieder befing auch Mich In Gunlöds Haus und Gehege. |
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| 13 | Óminnishegri heitir sá er yfir ölðrum þrumir, hann stelr geði guma; þess fugls fjöðrum ek fjötraðr vark í garði Gunnlaðar. |
Trunken ward ich und übertrunken In des schlauen Fialars Felsen. Trunk mag taugen, wenn man ungetrübt Sich den Sinn bewahrt. |
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| 14 | Ölr ek varð, varð ofrölvi at ins fróða Fjalars; því er ölðr bazt, at aftr of heimtir hverr sitt geð gumi. |
Schweigsam und vorsichtig sei des Fürsten Sohn Und kühn im Kampf. Heiter und wohlgemuth erweise sich Jeder Bis zum Todestag. |
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| 15 | Þagalt ok hugalt skyli þjóðans barn ok vígdjarft vera; glaðr ok reifr skyli gumna hverr, unz sinn bíðr bana. |
Der unwerthe Mann meint ewig zu leben, Wenn er vor Gefechten flieht. Das Alter gönnt ihm doch endlich nicht Frieden. Obwohl der Sper ihn spart. |
Der ängstliche Mann meint ewig zu leben, meidet er Männerkampf; einmal aber bricht das Alter den Frieden, den der Ger ihm gab. |
| 16 | Ósnjallr maðr hyggsk munu ey lifa, ef hann við víg varask; en elli gefr hánum engi frið, þótt hánum geirar gefi. |
Der Tölpel glotzt, wenn er zum Gastmal kommt, Murmelnd sitzt er und mault. Hat er sein Theil getrunken hernach, So sieht man welchen Sinns er ist. |
Es gafft der Tor, der zum Gastmahl kommt, stottert oder ist stumm; zutage tritt, wenn er Trank erhält, auf einmal seine Art. |
| 17 | Kópir afglapi er til kynnis kemr, þylsk hann um eða þrumir; allt er senn, ef hann sylg of getr, uppi er þá geð guma. |
Der weiß allein, der weit gereist ist, Und Vieles hat erfahren, Welches Witzes jeglicher waltet, Wofern ihn selbst der Sinn nicht fehlt. |
Der nun weiß, der weithin zieht und viele Fahrten tat, was im Innern jeder andre hegt -, wenn sich sein Witz bewährt. |
| 18 | Sá einn veit er víða ratar ok hefr fjölð of farit, hverju geði stýrir gumna hverr, sá er vitandi er vits. |
Lange zum Becher nur, doch leer ihn mit Maß, Sprich gut oder schweig. Niemand wird es ein Laster nennen, Wenn du früh zur Ruhe fährst. |
Nicht klebe man am Becher, trinke Bier mit Maß, spreche gut oder gar nichts; niemand wird dein Benehmen tadeln, gehst du bald zu Bett. |
| 19 | Haldi-t maðr á keri, drekki þó at hófi mjöð, mæli þarft eða þegi, ókynnis þess vár þik engi maðr, at þú gangir snemma at sofa. |
Der gierige Schlemmer, vergißt er der Tischzucht, Schlingt sich schwere Krankheit an; Oft wirkt Verspottung, wenn er zu Weisen kommt, Thörichtem Mann sein Magen. |
Der Gefräßige, wenn er vorsicht nicht kennt, isst sich Übelkeit an; dem törichten Mann wird sein Magen zum Spott, wenn er zu Klugen kommt. |
| 20 | Gráðugr halr, nema geðs viti, etr sér aldrtrega; oft fær hlægis, er með horskum kemr, manni heimskum magi. |
Selbst Heerden wißen, wann zur Heimkehr Zeit ist Und gehn vom Grase willig; Der Unkluge kennt allein nicht Seines Magens Maß. |
Herden wissen, wann sie heim sollen, und gehn dann aus dem Gras; der Unkluge ahnt aber nie seines Magens Maß. |
| 21 | Hjarðir þat vitu, nær þær heim skulu, ok ganga þá af grasi; en ósviðr maðr kann ævagi síns of mál maga. |
Der Armselige, Übelgesinnte Hohnlacht über Alles Und weiß doch selbst nicht was er wißen sollte, Daß er nicht fehlerfrei ist. |
Alles verlacht der elende Mann, der von übler Art; er weiß nicht, was er wissen sollte, dass er von Fehlern nicht frei. |
| 22 | Vesall maðr ok illa skapi hlær at hvívetna; hittki hann veit, er hann vita þyrfti, at hann er-a vamma vanr. |
Unweiser Mann durchwacht die Nächte Und sorgt um alle Sachen; Matt nur ist er, wenn der Morgen kommt, Der Jammer währt wie er war. |
Der Unweise wachst alle Nächte, denkt an dies und das; müde ist er, wenn der Morgen kommt, die Sorge dieselbe ist. |
| 23 | Ósviðr maðr vakir um allar nætr ok hyggr at hvívetna; þá er móðr, er at morgni kemr, allt er víl sem var. |
Ein unkluger Mann meint sich Alle hold, Die ihn lieblich anlachen. Er versieht es sich nicht, wenn sie Schlimmes von ihm reden So er zu Klügern kommt. |
Der Unweise wähnt bei allen sich, die ihm lächeln, beliebt; nicht erkennt er’s, dass man kalt von ihm spricht, wenn er bei Besonnenen sitzt. |
| 24 | Ósnotr maðr hyggr sér alla vera viðhlæjendr vini; hittki hann fiðr, þótt þeir um hann fár lesi, ef hann með snotrum sitr. |
Ein unkluger Mann meint sich Alle hold, Die ihm kein Widerwort geben; Kommt er vor Gericht, so erkennt er bald, Daß er wenig Anwälte hat. |
Der Unweise wähnt bei allen sich, die ihm lächeln, beliebt; deutlich wird’s, wenn zum Thing er kommt, dass ihm der Fürsprech fehlt. |
| 25 | Ósnotr maðr hyggr sér alla vera viðhlæjendr vini; þá þat finnr, er at þingi kemr, at hann á formælendr fáa. |
Ein unkluger Mann meint Alles zu können, Wenn er sich einmal zu wahren wuste. Doch wenig weiß er was er antworten soll, Wenn er mit Schwerem versucht wird. |
Der Unweise meint alles zu wissen, wenn er im Winkel weilt; [4] er weiß nicht, was er erwidern soll, fragen ihn andre aus. |
| 26 | Ósnotr maðr þykkisk allt vita, ef hann á sér í vá veru; hittki hann veit, hvat hann skal við kveða, ef hans freista firar. |
Ein unkluger Mann, der zu Andern kommt, Schweigt am Besten still. Niemand bemerkt, daß er nichts versteht So lang er zu sprechen scheut. Nur freilich weiß wer wenig weiß Auch das nicht, wann er schweigen soll. |
Der Unweise, der zu andern kommt, halte stets sich still: niemand merkt, dass er nichts versteht, wenn die Zunge er zügeln kann. |
| 27 | Ósnotr maðr, er með aldir kemr, þat er bazt, at hann þegi; engi þat veit, at hann ekki kann, nema hann mæli til margt; veit-a maðr, hinn er vettki veit, þótt hann mæli til margt. |
Weise dünkt sich schon wer zu fragen weiß Und zu sagen versteht; Doch Unwißenheit mag kein Mensch verbergen, Der mit Leuten leben muß. |
Erfahren heißt, wer fragen kann und antworten auch; nicht lange gelingt’s den Leuten, zu hehlen, welches Sinnes sie sind. [3] |
| 28 | Fróðr sá þykkisk, er fregna kann ok segja it sama; eyvitu leyna megu ýta synir, því er gengr um guma. |
Der schwatzt zuviel, der nimmer geschweigt Eitel unnützer Worte. Die zappelnde Zunge, die kein Zaum verhält, Ergellt sich selten Gutes. |
Viel schwatzt der Mann, der nicht schweigen kann, unverantwortlich aus; rasche Zunge, die man im Zaum nicht hält, spricht sich oft Unglück an. |
| 29 | Ærna mælir, sá er æva þegir, staðlausu stafi; hraðmælt tunga, nema haldendr eigi, oft sér ógótt of gelr. |
Mach nicht zum Spott der Augen den Mann, Der vertrauend Schutz will suchen. Klug dünkt sich leicht, der von Keinem befragt wird Und mit heiler Haut daheim sitzt. |
Niemand soll man zum Narren halten, auch wenn’s zum Gastmahl geht; klug düngt sich mancher, wenn ihn keiner befragt und er heile Haut behält. |
| 30 | At augabragði skal-a maðr annan hafa, þótt til kynnis komi; margr þá fróðr þykkisk, ef hann freginn er-at ok nái hann þurrfjallr þruma. |
Klug dünkt sich gern, wer Gast den Gast Verhöhnend, Heil in der Flucht sucht. Oft merkt zu spät, der beim Male Hohn sprach, Wie grämlichen Feind er ergrimmte. |
Klug heißt der Gast, der glücklich dem andern, der Spötter, entspringt: nie weiß genau, wer neckt beim Mahl, ob er nicht den Unhold uzt. [5] |
| 31 | Fróðr þykkisk, sá er flótta tekr, gestr at gest hæðinn; veit-a görla, sá er of verði glissir, þótt hann með grömum glami. |
Zu oft geschiehts, daß sonst nicht Verfeindete Sich als Tischgesellen schrauben. Dieses Aufziehn wird ewig währen: Der Gast grollt dem Gaste. |
Viele Männer sind sich freundlich gesinnt, doch beim Gelage lästern sie; Unfrieden weckt das ewigklich, es hadert Gast mit Gast. |
| 32 | Gumnar margir erusk gagnhollir, en at virði vrekask; aldar róg þat mun æ vera, órir gestr við gest. |
Bei Zeiten nehme den Imbiß zu sich, Der nicht zu gutem Freunde fährt. Sonst sitzt er und schnappt und will verschmachten Und hat zum Reden nicht Ruhe. |
Reiche Frühkost soll man zuvor genießen, will zum Gastmahl man gehn; sonst sitzt man und schlingt, als ob man verschluckt sich hätte, und kann fragen nicht viel. |
| 33 | Árliga verðar skyli maðr oft fáa, nema til kynnis komi: str ok snópir, lætr sem solginn sé ok kann fregna at fáu. |
Ein Umweg ists zum untreuen Freunde, Wohnt er gleich am Wege; Zum trauten Freunde führt ein Richtsteig Wie weit der Weg sich wende. |
Zum falschen Freund geht ein Fehlweg hin, wenn er am Weg auch wohnt; doch zum guten Freund führt ein gerade Steig, zog er auch fernhin fort. |
| 34 | Afhvarf mikit er til ills vinar, þótt á brautu búi, en til góðs vinar liggja gagnvegir, þótt hann sé firr farinn. |
Zu gehen schickt sich, nicht zu gasten stäts An derselben Statt. Der Liebe wird leid, der lange weilt In des Andern Haus. |
Gehn soll man, nicht als Gast weilen stets an einem Ort: der Liebe wird leid, wenn lange beim andern auf der Bank er bleibt. |
| 35 | Ganga skal, skal-a gestr vera ey í einum stað; ljúfr verðr leiðr, ef lengi sitr annars fletjum á. |
Eigen Haus, ob eng, geht vor, Daheim bist du Herr, Zwei Ziegen nur und dazu ein Strohdach Ist beßer als Betteln. |
Gut ist ein Hof, ist er groß auch nicht: daheim ist man Herr; hat man zwei Ziegen und aus Zweigen ein Dach, das ist besser als betteln gehn. |
| 36 | Bú er betra, þótt lítit sé, halr er heima hverr; þótt tvær geitr eigi ok taugreftan sal, þat er þó betra en bæn. |
Eigen Haus, ob eng, geht vor, Daheim bist du Herr. Das Herz blutet Jedem, der erbitten muß Sein Mal alle Mittag. |
Gut ist ein Hof, ist er groß auch nicht: daheim ist man Herr; dem blutet das Herz, der erbitten die Kost zu jeder Mahlzeit sich muss. |
| 37 | Bú er betra, þótt lítit sé, halr er heima hverr; blóðugt er hjarta, þeim er biðja skal sér í mál hvert matar. |
Von seinen Waffen weiche Niemand Einen Schritt im freien Feld: Niemand weiß unterwegs wie bald Er seines Spers bedarf. |
Von seinen Waffen gehe weg der mann keinen Fuß auf dem Feld: nicht weiß man gewiss, wann des Wurfspießes draußen man bedarf. |
| 38 | Vápnum sínum skal-a maðr velli á feti ganga framar, því at óvíst er at vita, nær verðr á vegum úti geirs of þörf guma. |
Nie fand ich so milden und kostfreien Mann, Der nicht gerne Gab empfing, Mit seinem Gute so freigebig Keinen, Dem Lohn wär leid gewesen. |
Ich fand so gastfrei und freigebig keinen, dass er Geschenke verschmäht, oder so wenig begierig, sein Gut zu mehren, dass Belohnung ihm leid wäre. |
| 39 | Fannk-a ek mildan mann eða svá matar góðan, at væri-t þiggja þegit, eða síns féar svági [glöggvan], at leið sé laun, ef þægi. |
Des Vermögens, das der Mann erwarb, Soll er sich selbst nicht Abbruch thun: Oft spart man dem Leiden was man dem Lieben bestimmt; Viel fügt sich schlimmer als man denkt. |
Des Besitzes Genuss, den man selbst erworben, neide man sich nicht: oft spart man für Feinde, was man Freunden bestimmt; nicht immer geht’s, wie man glaubt. |
| 40 | Féar síns, er fengit hefr, skyli-t maðr þörf þola; oft sparir leiðum, þats hefr ljúfum hugat; margt gengr verr en varir. |
Freunde sollen mit Waffen und Gewändern sich erfreun, Den schönsten, die sie besitzen: Gab und Gegengabe begründet Freundschaft, Wenn sonst nichts entgegen steht. |
Mit Waffen soll man Freunde und mit Gewanden erfreun, das sieht man an sich selbst: Geber und Vergelter bleiben gute Freunde, ist ihnen günstig das Glück. |
| 41 | Vápnum ok váðum skulu vinir gleðjask; þat er á sjalfum sýnst; viðrgefendr ok endrgefendr erusk lengst vinir, ef þat bíðr at verða vel. |
Der Freund soll dem Freunde Freundschaft bewähren Und Gabe gelten mit Gabe. Hohn mit Hohn soll der Held erwiedern, Und Losheit mit Lüge. |
Seinem Freunde soll ein Freund man sein und Gaben vergelten auch: Lachen für Lachen sollen die Leute nehmen und Täuschung für Trug. |
| 42 | Vin sínum skal maðr vinr vera ok gjalda gjöf við gjöf; hlátr við hlátri skyli hölðar taka en lausung við lygi. |
Der Freund soll dem Freunde Freundschaft bewähren, Ihm selbst und seinen Freunden. Aber des Feindes Freunde soll Niemand Sich gewogen erweisen. |
Seinem Freunde soll ein Freund man sein und des Freundes Freunde auch; doch nehmen soll man sich nie zum Freund seines Feindes Freund. |
| 43 | Vin sínum skal maðr vinr vera, þeim ok þess vin; en óvinar síns skyli engi maðr vinar vinr vera. |
Weist du den Freund, dem du wohl vertraust Und erhoffst du Holdes von ihm, So tausche Gesinnung und Geschenke mit ihm, Und suche manchmal sein Haus heim. |
Wenn du einen Freund hast, dem du fest vertraust und von dem du Gutes begerhst, tausch mit ihm Gedanken [6] und bedenk ihn mit Gaben, suche oft ihn auf! |
| 44 | Veiztu, ef þú vin átt, þann er þú vel trúir, ok vill þú af hánum gótt geta, geði skaltu við þann blanda ok gjöfum skipta, fara at finna oft. |
Weist du den Mann, dem du wenig vertraust Und hoffst doch Holdes von ihm, Sei fromm in Worten und falsch im Denken Und zahle Losheit mit Lüge. |
Hast du einen andern, dem du übel traust und von dem du doch Gutes begehrst, freundlich magst du sprechen, aber falsches Sinnen, zahlen Täuschung für Trug. |
| 45 | Ef þú átt annan, þanns þú illa trúir, vildu af hánum þó gótt geta, fagrt skaltu við þann mæla en flátt hyggja ok gjalda lausung við lygi. |
Weist du dir Wen, dem du wenig vertraust, Weil dich sein Sinn verdächtig dünkt, Den magst du anlachen, und an dich halten: Die Vergeltung gleiche der Gabe. |
Das gilt auch von ihm, dem du übel traust, dessen Denkart verdächtig ist: heiter magst du lächeln und dein Herz bergen; das Geld sei der Gabe gleich. [7] |
| 46 | Það er enn of þann er þú illa trúir ok þér er grunr at hans geði, hlæja skaltu við þeim ok um hug mæla; glík skulu gjöld gjöfum. |
Jung war ich einst, da ging ich einsam Verlaßne Wege wandern. Doch fühlt ich mich reich, wenn ich Andere fand: Der Mann ist des Mannes Lust. |
Jung war ich einst, einsam zog ich, da ward wirr mein Weg; glücklich war ich, als den Begleiter ich fand: den Menschen freut der Mensch. |
| 47 | Ungr var ek forðum, fór ek einn saman, þá varð ek villr vega; auðigr þóttumk, er ek annan fann, maðr er manns gaman. |
Der milde, muthige Mann ist am glücklichsten, Den selten Sorge beschleicht; Doch der Verzagte zittert vor Allem Und kargt verkümmernd mit Gaben. |
Froh lebt, wer freigibig und Kühn, selten quält Sorge ihn; Furcht hegt immer der feige Mann, es wurmt die Gabe den Geizhals. |
| 48 | Mildir, fræknir menn bazt lifa, sjaldan sút ala; en ósnjallr maðr uggir hotvetna, sýtir æ glöggr við gjöfum. |
Mein Gewand gab ich im Walde Moosmännern zweien. Bekleidet dauchten sie Kämpen sich gleich, Während Hohn den Nackten neckt. |
Zwei Holzmännern [9] gab ich weg mein Gewand; als sie die Hadern hatten, kame sie sich wie Helden vor: der Nackte gilt nichts. |
| 49 | Váðir mínar gaf ek velli at tveim trémönnum; rekkar þat þóttusk, er þeir rift höfðu; neiss er nökkviðr halr. |
Der Dornbusch dorrt, der im Dorfe steht, Ihm bleibt nicht Blatt noch Borke. So geht es dem Mann, den Niemand mag: Was soll er länger leben? |
Die Föhre dorrt, steht sie frei auf dem Berg, nicht schützt sie Borke noch Blatt; so ist’s mit dem Mann, den alle meiden, was lebt er länger noch? |
| 50 | Hrörnar þöll, sú er stendr þorpi á, hlýr-at henni börkr né barr; svá er maðr, sá er manngi ann. Hvat skal hann lengi lifa? |
Heißer brennt als Feuer der Bösen Freundschaft fünf Tage lang; Doch sicher am sechsten ist sie erstickt Und alle Lieb erloschen. |
Heißer als Feuer brennt fünf Tage bei Falschen die Freundesliebe; dann aber sinkt es, wenn der sechste kommt, und alle Freundschaft zerfällt. |
| 51 | Eldi heitari brennr með illum vinum friðr fimm daga, en þá sloknar, er inn sétti kemr, ok versnar allr vinskapr. |
Die Gabe muß nicht immer groß sein: Oft erwirbt man mit Wenigem Lob. Ein halbes Brot, eine Neig im Becher Gewann mir wohl den Gesellen. |
Nicht großes nur gebe man andern, damit man Dank verdient: durch Brotes Bissen und Bechers Neide des Gefährten ich fand. |
| 52 | Mikit eitt skal-a manni gefa; oft kaupir sér í litlu lof, með halfum hleif ok með höllu keri fekk ek mér félaga. |
Wie Körner im Sand klein an Verstand Ist kleiner Seelen Sinn. Ungleich ist der Menschen Einsicht, Zwei Hälften hat die Welt. |
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| 53 | Lítilla sanda lítilla sæva lítil eru geð guma; því allir menn urðu-t jafnspakir; half er öld hvar. |
Der Mann muß mäßig weise sein, Doch nicht allzuweise. Das schönste Leben ist dem beschieden, Der recht weiß was er weiß. |
Mit Maß bedacht sei der Männer jeder, aber nicht überbedacht; es führen die das frohste Leben, die in vielem erfahren sind. |
| 54 | Meðalsnotr skyli manna hverr; æva til snotr sé; þeim er fyrða fegrst at lifa, er vel margt vitu. |
Der Mann muß mäßig weise sein, Doch nicht allzuweise. Des Weisen Herz erheitert sich selten Wenn er zu weise wird. |
Mit Maß bedacht sei der Männer jeder, aber nicht überbedacht: sein Geschick schaue man nie, dann bleibt sorglos der Sinn. |
| 55 | Meðalsnotr skyli manna hverr, æva til snotr sé; því at snotrs manns hjarta verðr sjaldan glatt, ef sá er alsnotr, er á. |
Der Mann muß mäßig weise sein, Doch nicht allzuweise. Sein Schicksal kenne Keiner voraus, So bleibt der Sinn ihm sorgenfrei. |
Mit Maß bedacht sei der Männer jeder, aber nicht überbedacht; denn heiter wird selten das Herz des Grüblers, der überängstlich ist. |
| 56 | Meðalsnotr skyli manna hverr, æva til snotr sé; örlög sín viti engi fyrir, þeim er sorgalausastr sefi. |
Brand entbrennt an Brand bis er zu Ende brennt, Flamme belebt sich an Flamme. Der Mann wird durch den Mann der Rede mächtig: Im Verborgnen bleibt er blöde. |
Brand brennt vom Brande, bis entbrannt er ist, Feuer vom Feuer lebt: durch Mannes Rede wird ratklug der Mann, doch unklug durch Abschließung. |
| 57 | Brandr af brandi brenn, unz brunninn er, funi kveikisk af funa; maðr af manni verðr at máli kuðr, en til dælskr af dul. |
Früh aufstehen soll wer den Andern sinnt Um Haupt und Habe zu bringen: Dem schlummernden Wolf glückt selten ein Fang, Noch schlafendem Mann ein Sieg. |
Früh soll aufstehn, wer vom andern begehrt Leben oder Land: Raub gewinnt selten der ruhende Wolf noch der Schläfer die Schlacht. |
| 58 | Ár skal rísa, sá er annars vill fé eða fjör hafa; sjaldan liggjandi ulfr lær of getr né sofandi maðr sigr. |
Früh aufstehen soll wer wenig Arbeiter hat, Und schaun nach seinem Werke. Manches versäumt wer den Morgen verschläft: Dem Raschen gehört der Reichtum halb. |
Früh soll aufstehn, wem Arbeiter mangeln, und eilig zur Arbeit gehn: manches versäumt, wer morgens schläft; halb reich ist der Rasche schon. |
| 59 | Ár skal rísa, sá er á yrkjendr fáa, ok ganga síns verka á vit; margt of dvelr, þann er um morgin sefr, hálfr er auðr und hvötum. |
Dürrer Scheite und deckender Schindeln Weiß der Mann das Maß, Und all des Holzes, womit er ausreicht Während der Jahreswende. |
An Rinde fürs Dach und dürren Schindeln bedenke man den Bedarf, des Holzes Vorrat, dass er hinreichen kann drei Monat und mehr! |
| 60 | Þurra skíða ok þakinna næfra, þess kann maðr mjöt, þess viðar, er vinnask megi mál ok misseri. |
Rein und gesättigt reit zur Versammlung Um schönes Kleid unbekümmert. Der Schuh und der Hosen schäme sich Niemand, Noch des Hengstes, hat er nicht guten. |
Zum Gericht reite man rein und gespeist, ist auch nicht kostbar das Kleid; nicht schäme sich seiner Schuhe und Hosen und seiner Mähre der Mann! |
| 61 | Þveginn ok mettr ríði maðr þingi at, þótt hann sé-t væddr til vel; skúa ok bróka skammisk engi maðr né hests in heldr, þótt hann hafi-t góðan |
Zu sagen und zu fragen verstehe Jeder, Der nicht dumm will dünken. Nur Einem vertrau er, nicht auch dem Andern; Wißens dreie, so weiß es die Welt. |
Für alle Worte, die man andern sagt, erlangt man oft den Lohn; selber wisse man’s, nicht sonst noch jemand, das Dorf weiß, was drei wissen. |
| 62 | Snapir ok gnapir, er til sævar kemr, örn á aldinn mar; svá er maðr, er með mörgum kemr ok á formælendr fáa. |
Verlangend lechzt eh er landen mag Der Aar auf der ewigen See. So geht es dem Mann in der Menge des Volks, Der keinen Anwalt antrifft. |
Den Hals reckt spähend, wenn zum Haff er kommt, der Fischaar über die Flut; so tut der Mann, der in die Menge kommt, wenn ihm der Fürspruch fehlt. [8] |
| 63 | Fregna ok segja skal fróðra hverr, sá er vill heitinn horskr; einn vita né annarr skal, þjóð veit, ef þrír ro. |
Der Macht muß der Mann, wenn er klug ist, Sich mit Bedacht bedienen, Denn bald wird er finden, wenn er sich Feinde macht, Daß dem Starken ein Stärkrer lebt. |
Seine Macht soll mit Maß gebrauchen der Verständige stets: dann findet sich’s, wenn man Furchtlose trifft, dass keiner der Kühnste ist. |
| 64 | Ríki sitt skyli ráðsnotra hverr í hófi hafa; þá hann þat finnr, er með fræknum kemr at engi er einna hvatastr. |
Umsichtig und verschwiegen sei ein Jeder Und im Zutraun zaghaft. Worte, die Andern anvertraut wurden, Büßt man oft bitter. |
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| 65 | … … … orða þeira, er maðr öðrum segir oft hann gjöld of getr. |
An manchen Ort kam ich allzufrüh; Allzuspät an andern. Bald war getrunken das Bier, bald zu frisch; Unlieber kommt immer zur Unzeit. |
Viel zu früh kam ich an viele Orte, an andre allzu spät; das Bier war getrunken oder gebraut noch nicht: stets zu Leid kommt der Lästige. |
| 66 | Mikilsti snemma kom ek í marga staði, en til síð í suma; öl var drukkit, sumt var ólagat, sjaldan hittir leiðr í líð. |
Hier und dort hätte mir Labung gewinkt, Wenn ich des bedurfte. Zwei Schinken noch hingen in des Freundes Halle, Wo ich Einen schon geschmaust. |
Manches Mal lüde zum Mahl man mich ein, wenn ich lebte von Luft, der zwei Keulen hingen beim zärtlichen Freund, wo ich eine aufaß. |
| 67 | Hér ok hvar myndi mér heim of boðit, ef þyrftak at málungi mat, eða tvau lær hengi at ins tryggva vinar, þars ek hafða eitt etit. |
Feuer ist das Beste dem Erdgebornen, Und der Sonne Schein; Nur sei Gesundheit ihm nicht versagt Und lasterlos zu leben. |
Feuer ist wert dem Volk der Menschen und der Sonne Gesicht, heiler Leib, wer ihn behalten kann, und dass kein Tadel ihn trifft. |
| 68 | Eldr er beztr með ýta sonum ok sólar sýn, heilyndi sitt, ef maðr hafa náir, án við löst at lifa. |
Ganz unglücklich ist Niemand, ist er gleich nicht gesund: Einer hat an Söhnen Segen, Einer an Freunden, Einer an vielem Gut, Einer an trefflichem Thun. |
Ganz kläglich ist keiner, ob auch krank er sei: dem bringt Segen sein Sohn, dem die Verwandten, dem sein Wohlstand, dem tüchtige Tat. |
| 69 | Er-at maðr alls vesall, þótt hann sé illa heill; sumr er af sonum sæll, sumr af frændum, sumr af fé ærnu, sumr af verkum vel. |
Leben ist beßer, auch Leben in Armut: Der Lebende kommt noch zur Ruh. Feuer sah ich des Reichen Reichtümer freßen, Und der Tod stand vor der Thür. |
Besser ist’s, lebend als leblos zu sein: wer lebt, kriegt die Kuh. Feuer sah ich rauchen auf des Reichen Herd, doch er lag tot vor der Tür. |
| 70 | Betra er lifðum en sé ólifðum, ey getr kvikr kú; eld sá ek upp brenna auðgum manni fyrir, en úti var dauðr fyr durum. |
Der Hinkende reite, der Handlose hüte, Der Taube taugt noch zur Tapferkeit. Blind sein ist beßer als verbrannt werden: Der Todte nützt zu nichts mehr. |
Der Handlose hütet, hütet die Herde der Hinkende reitet, tapfer der Taube kämpft; blind ist besser als verbrannt zu sein: [10] nichts taugt mehr, wer tot. |
| 71 | Haltr ríðr hrossi, hjörð rekr handar vanr, daufr vegr ok dugir, blindr er betri en brenndr séi, nýtr manngi nás. |
Ein Sohn ist beßer, ob spät geboren Nach des Vaters Hinfahrt. Bautasteine stehn am Wege selten, Wenn sie der Freund dem Freund nicht setzt. |
Ein Sohn ist besser, ob geboren auch spät nach des Hausherrn Hingang: nicht steht ein Denkstein an der Straße Rand, [11] wenn ihn ein Gesippe nicht setzt. [12] |
| 72 | Sonr er betri, þótt sé síð of alinn eftir genginn guma; sjaldan bautarsteinar standa brautu nær, nema reisi niðr at nið. |
Zweie gehören zusammen und doch schlägt die Zunge das Haupt. Unter jedem Gewand erwart ich eine Faust. |
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| 73 | Tveir ro eins herjar, tunga er höfuðs bani; er mér í heðin hvern handar væni. |
Der Nacht freut sich wer des Vorraths gewiss ist, Doch herb ist die Herbstnacht. Fünfmal wechselt oft das Wetter am Tag: Wie viel mehr im Monat! |
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| 74 | Nótt verðr feginn sá er nesti trúir, skammar ro skips ráar; hverf er haustgríma; fjölð of viðrir á fimm dögum en meira á mánuði. |
Wer wenig weiß, der weiß auch nicht, Daß Einen oft der Reichtum äfft; Einer ist reich, ein Andrer arm: Den soll Niemand narren. |
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| 75 | Veit-a hinn, er vettki veit, margr verðr af aurum api; maðr er auðigr, annar óauðigr, skyli-t þann vítka váar. |
Das Vieh stirbt, die Freunde sterben Endlich stirbt man selbst; Doch nimmer mag ihm der Nachruhm sterben, Welcher sich guten gewann. |
Besitz stirbt, Sippen sterben, du selbst stirbst wie sie; doch Nachruhm stirbt nimmermehr, den der Wackre gewinnt. |
| 76 | Deyr fé, deyja frændr, deyr sjalfr it sama, en orðstírr deyr aldregi, hveim er sér góðan getr. |
Das Vieh stirbt, die Freunde sterben, Endlich stirbt man selbst; Doch Eines weiß ich, daß immer bleibt: Das Urtheil über den Todten. |
Besitz stirbt, Sippen sterben, du selbst stirbst wie sie; eins weiß ich, das ewig lebt: des Toten Tatenruhm. |
| 77 | Deyr fé, deyja frændr, deyr sjalfr it sama, ek veit einn, at aldrei deyr: dómr um dauðan hvern. |
Volle Speicher sah ich bei Fettlings Sproßen, Die heuer am Hungertuch nagen: Überfluß währt einen Augenblick, Dann flieht er, der falscheste Freund. |
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| 78 | Fullar grindr sá ek fyr Fitjungs sonum, nú bera þeir vánar völ; svá er auðr sem augabragð, hann er valtastr vina. |
Der alberne Geck, gewinnt er etwa Gut oder Gunst der Frauen, Gleich schwillt ihm der Kamm, doch die Klugheit nicht; Nur im Hochmuth nimmt er zu. |
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| 79 | Ósnotr maðr, ef eignask getr fé eða fljóðs munuð, metnaðr hánum þróask, en mannvit aldregi, fram gengr hann drjúgt í dul. |
Was wirst du finden, befragst du die Runen, Die hochheiligen, Welche Götter schufen, Hohepriester schrieben? Daß nichts beßer sei als Schweigen. |
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| 80 | Þat er þá reynt, er þú að rúnum spyrr inum reginkunnum, þeim er gerðu ginnregin ok fáði fimbulþulr, þá hefir hann bazt, ef hann þegir. |
Den Tag lob Abends, die Frau im Tode, Das Schwert, wenns versucht ist, Die Braut nach der Hochzeit, eh es bricht das Eis, Das Äl, wenns getrunken ist. |
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| 81 | At kveldi skal dag leyfa, konu, er brennd er, mæki, er reyndr er, mey, er gefin er, ís, er yfir kemr, öl, er drukkit er. |
Im Sturm fäll den Baum, stich bei Fahrwind in See, Mit der Maid spiel im Dunkeln: manch Auge hat der Tag. Das Schiff ist zum Segeln, der Schild zum Decken gut, Die Klinge zum Hiebe, zum Küssen das Mädchen. |
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| 82 | Í vindi skal við höggva, veðri á sjó róa, myrkri við man spjalla, mörg eru dags augu; á skip skal skriðar orka, en á skjöld til hlífar, mæki höggs, en mey til kossa. |
Trink Äl am Feuer, auf Eis lauf Schrittschuh, Kauf mager das Ross und rostig das Schwert. Zieh den Hengst daheim, den Hund im Vorwerk. |
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| 83 | Við eld skal öl drekka, en á ísi skríða, magran mar kaupa, en mæki saurgan, heima hest feita, en hund á búi. |
Mädchenreden vertraue kein Mann, Noch der Weiber Worten. Auf geschwungnem Rad geschaffen ward ihr Herz, Trug in der Brust verborgen. |

